Gedichte & Geschichten

Gedichte & Geschichten für die freie Trauung

Gedichte & Geschichten
Die freie Trauung bietet Raum für viel Individualität. Eine gute Rede darf auch sinnvoll gewählte Zitate und Gedichte enthalten.

Es gibt unzählige Gedichte, Texte, Sprüche und Zitate zum Thema Hochzeiten. Von altmodisch bis modern, von lyrisch bis reduziert, von kitschig bis stylisch ... hier muss man sehr gut auswählen, was zum Brautpaar passt.

Einige habe ich im Folgenden auszugsweise dargestellt.

"Viele Worte sind lange zu Fuß gegangen,
ehe sie geflügelte Worte wurden."

(Marie von Ebner-Eschenbach)

"Das Versprechen"

(Christa Alden)
Versprechen
Ich will wachen, wenn Du müde bist.
Ich will erinnern, wenn Du vergisst.
Ich will schweigen, wenn Du Recht hast.
Ich will sprechen, wenn Du irrst.
Ich will vorangehen, wenn Du zögerst.
Ich will stark sein, wenn Du versagst.
Ich will gehen, wenn Du allein sein musst.

Ich werde aber immer da sein,
wenn Du mich brauchst.

"Deine Hand"

(unbek. Autor)
Hand in Hand
Ich habe deine Hand, um ...
sie zu halten, wenn du alleine bist
sie zu streicheln, wenn du Zärtlichkeit suchst
dich zu wärmen, wenn du frierst
dir aufzuhelfen, wenn du gefallen bist
dich zu führen, wenn du den Weg suchst
dich zu beschützen, wenn du Hilfe brauchst
bei dir zu sein, wenn du meine Nähe suchst
dich zu stärken, wenn du schwach bist
dir zu zeigen, dass ich stets für dich da bin.

Um dir wortlos zu sagen: Ich liebe dich!

"Einen Augenblick"

(Wiebke Herich)
Sanduhr
Nur einen Augenblick Zeit haben
für ein Gespräch,
für einen Händedruck,
für ein Lächeln.

Nur einen Augenblick Zeit haben
für den anderen,
für seine Gedanken,
für seine Ängste,
für seine Freuden.

"Für immer"

(Reinhard Lehmitz)
Für immer
Ich möchte für immer empfinden ...
Mit dir geboren worden zu sein
aus der Unendlichkeit des Seins
in eine Welt der Vergeistigung des Staubes.

Mit dir gewachsen zu sein
aus der Unschuld der kindlichen Neugierde
in die Tiefe des menschlichen Strebens.

Mit dir gereift zu sein
aus der unbändigen Kraft des Suchens
in das beglückende Gefühl der Gemeinsamkeit.

Mit dir die Früchte des Lebens zu ernten
aus dem Wunsch, das Leben zu beschützen
in die Sicherheit, das Leben zu erhalten.

Mir dir zu leben
aus dem Gefühl einer tiefen Dankbarkeit
in die Ewigkeit, um zu Staub zu werden.
Für immer!

"Weil ich muss"

(Friedrich Rückert)
Weil ich muss
Ich liebe Dich, weil ich dich lieben muss;
ich liebe dich, weil ich nicht anders kann
ich liebe dich nach einem Himmelsschluss:
ich liebe dich durch einen Zauberbann.

Dich lieb’ ich wie die Rose ihren Strauch;
dich lieb’ ich wie die Sonne ihren Schein;
dich lieb’ ich, weil du bist mein Lebenshauch;
dich lieb’ ich, weil dich lieben ist mein Sein.

"Versprechen"

(unbek. Autor)
Versprechen
Ich kann Dir nicht versprechen ...
mich nie zu ändern,
nie schlechte Laune zu haben,
nie Deine Gefühle zu verletzen,
nie unberechenbar zu sein,
meine Schwächen nie zu zeigen.
 
Aber - ich verspreche Dir ...
Dir immer beizustehen,
all meine Gedanken mit Dir zu teilen,
Dich nie einzuengen,
all Deine Handlungen zu verstehen,
immer offen und ehrlich zu sein,
mit Dir zu lachen und zu weinen,
Dir zu helfen, Deine Ziele zu erreichen. 

Mein größtes Versprechen ist,
Dich ewig zu lieben.

Herz

"Das perfekte Herz"

Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine große Menschenmenge versammelte sich und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja, sie alle gaben ihm Recht, es war wirklich das schönste Herz, was sie je gesehen hatten. Der junge Mann war sehr stolz und prahlte laut über sein schönes Herz. Plötzlich tauchte eine ältere Frau vor der Menge auf und sagte: „Nun, dein Herz ist nicht mal annähernd so schön wie meines.“

Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz der älteren Frau an. Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passten nicht richtig und es gab einige ausgefranste Ecken. An einigen Stellen waren tiefe Furchen, an anderen Stellen fehlten ganze Teile. Die Leute starrten sie an: „Wie kann sie behaupten ihr Herz sei schöner?“ dachten sie. Der junge Mann schaute auf das Herz der Frau, sah dessen Zustand und lachte: „Du musst scherzen“, sagte er. „Dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen.“

„Ja“, sagte die Frau, „deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen. Und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heißt manchmal auch, ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen, und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen empfinde. Und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen werden. Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist?“

Der junge Mann stand still da, und Tränen rannen über seine Wangen. Er ging auf die ältere Frau zu, griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es der Frau mit zitternden Händen an. Die ältere Frau nahm das Angebot an, setzte es in ihr Herz. Sie nahm dann ein Stück ihres alten, vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde des jungen Mannes Herzen. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte. Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe der älteren Frau in sein Herz fließen.

Insel

"Insel der Gefühle"

Vor langer Zeit existierte einmal eine wunderschöne, kleine Insel. Auf dieser Insel waren alle Gefühle der Menschen zu Hause: Der Humor und die gute Laune, die Traurigkeit und die Einsamkeit, das Glück und das Wissen und all die vielen anderen Gefühle. Natürlich lebte auch die Liebe dort.Eines Tages wurde den Gefühlen jedoch überraschend mitgeteilt, dass die Insel sinken würde. Also machten alle ihre Schiffe seeklar, um die Insel zu verlassen. Nur die Liebe wollte bis zum letzten Augenblick warten, denn sie hing sehr an ihrer Insel.

Bevor die Insel sank, bat die Liebe die anderen um Hilfe. Als der Reichtum auf einem sehr luxuriösen Schiff die Insel verließ, fragte ihn die Liebe: „Reichtum, kannst du mich mitnehmen?” „Nein, ich kann nicht. Auf meinem Schiff habe ich sehr viel Gold, Silber und Edelsteine. Da ist kein Platz mehr für dich.”

Also fragte die Liebe den Stolz, der auf einem wunderbaren Schiff vorbeikam. „Stolz, bitte, kannst du mich m itnehmen?”„Liebe, ich kann dich nicht mitnehmen”, antwortete der Stolz, “hier ist alles perfekt, und du könntest mein schönes Schiff beschädigen.”

Als nächstes fragte die Liebe die Traurigkeit: „Traurigkeit, bitte nimm du mich mit.” „Oh Liebe”, sagte die Traurigkeit, “ich bin so traurig, dass ich allein bleiben muss.”

Als die gute Laune losfuhr, war sie so zufrieden und ausgelassen, dass sie nicht einmal hörte, dass die Liebe sie rief. Plötzlich aber rief eine Stimme: „Komm Liebe, ich nehme dich mit.” Die Liebe war so dankbar und so glücklich, dass sie ganz und gar vergaß, ihren Retter nach seinem Namen zu fragen. Später fragte die Liebe das Wissen: „Wissen, kannst du mir vielleicht sagen, wer es war, der mir geholfen hat?” „Ja sicher”, antwortete das Wissen, „das war die Zeit.” „Die Zeit?” fragte die Liebe erstaunt, „Warum hat mir die Zeit denn geholfen?”
Und das Wissen antwortete: „Weil nur die Zeit versteht, wie wichtig die Liebe im Leben ist.”

Horizont

"Wo der Himmel die Erde küsst"

Eine alte Legende erzählt, dass es da zwei Menschen gab, die überaus glücklich miteinander lebten. Sie waren zufrieden mit dem, was sie hatten und miteinander teilten. Ihre Liebe wuchs durch die Jahre ihres Zusammenlebens. Nichts und niemand konnte diese Liebe zerstören.

Eines Tages lasen sie in einem alten Buch, dass es da irgendwo in weiter Ferne, vielleicht am Ende der Welt, einen Ort gäbe, wo unermessliches Glück herrsche. Ein Ort sollte dies sein, so sagte das alte Buch, an dem der Himmel die Erde küsst. Die beiden beschlossen, diesen Ort zu suchen. Der Weg war lang und voller Entbehrungen. Bald wussten sie nicht mehr, wie lange sie schon unterwegs waren; doch aufgeben wollten sie nicht. Fast am Ende ihrer Kraft, erreichten sie eine Tür, wie sie im Buch beschrieben war.

Hinter dieser Tür sollte es sich befinden: Das große Glück, das Ziel ihres Hoffens und Suchens. Welch eine Spannung war in ihnen - wie wird er aussehen, der Ort, an dem der Himmel die Erde küsst, der Ort, an dem ein solches Glück herrscht? Sie klopften an. Die Tür öffnete sich.
Sie fassten sich an der Hand und traten ein.

Da standen sie nun - wieder mitten in ihrer Wohnung. Am Ende dieses langen Weges waren sie wieder bei sich Zuhause angekommen. Und sie verstanden: Der Ort, an dem der Himmel die Erde küsst, ist der Ort, an dem die Menschen sich küssen. Der Ort, an dem der Himmel die Erde berührt, ist der Ort, an dem Menschen sich berühren. Der Ort, an dem der Himmel sich öffnet, ist der Ort, an dem Menschen sich füreinander öffnen. Der Ort des großen Glücks ist der Ort, an dem Menschen sich glücklich machen.

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